Clubhaus alt

Inzwischen ist es über hundert Jahre her als am 1. Juli 1921 – unser Club gegründet wurde. Und wenn man die historische Entwicklung dieser Zeit bedenkt, die Erfindung des Radios und der zunehmenden Kommerzialisierung (Entstehung von Profisport) erfreute sich der Sport in den Medien einer immer größeren Beliebtheit, so dass er auch im Schulunterricht das „Turnen“ Einzug hielt.  So erklärt sich auch der extensive Drang nach Bewegung und die Gründung von Sportvereinen.

Der alte Tennisclub „Grün-Weiß-Gold“ Lichterfelde hatte früher Plätze in der Nähe des Botanischen Gartens, Unter den Eichen. Wahrscheinlich musste er diesem weichen und zog in sein jetziges Domizil in die Bäkestraße am Teltowkanal. Es war mehr ein Klübchen mit einem Klubhaus, das eher einer Baracke glich. Und natürlich schrieb man Klub noch mit „K“. Unter ergrauten Mitgliedern erzählte man sich schmunzelnd oder gar hinter vorgehaltener Hand, wie man durch ein Astloch in der Wand zwischen Damen- und Herrenduschen die besonderen Schönheiten der Weiblichkeit beäugen konnte. Und in den dreißiger Jahren benötigten die Verbandsspieler einen sogenannten „Spielerpass“. Immerhin unterstand man bereits dem Deutschen Reichsbund für Leibesübungen. In einem Brief zur 50-Jahrfeier wird daran erinnert, dass die Damen ihre Verbands- und Aufstiegsspiele immer gewonnen haben, sehr zur Freude der Vereinsoberen.

„Ein Club in Lichterfelde – dennoch `Lankwitz´ im Vereinsnamen?“, so fragt sich manches Mitglied.

Da gab es nach dem Ersten Weltkrieg auch eine „Tennisvereinigung Lankwitz e.V.“ mit wunderschönen Plätzen im damaligen Gemeindepark Beyensdorff in der Nähe der heutigen Malteserstraße, wo viele Freundschaftsspiele ausgetragen wurden. Offensichtlich trugen diese Spiele zu vertieften Freundschaften bei. Ausgerechnet bei einem Fußballspiel entstand nach dem Zweiten Weltkrieg die Idee, den Weißen Sport wieder aufleben zu lassen. Die Idee wurde von Franz Datow und Theo Alber zielstrebig umgesetzt. Durch den Verlust der Beyensdorffanlage erreichte man schließlich die Freigabe der alten Lichterfelder Anlage. Man konnte sich rühmen, der erste zugelassene Club im amerikanischen Sektor zu sein.

Ein weiterer Name, tief verankert in unserer über hundertjährigen Tennisgeschichte, der allen älteren Tennisspielern noch wohl im Ohr klingen mag, ist Walther Rosenthal, der erste Vorsitzende des Berliner Tennisverbandes, dann von 1975 bis 1985 des Deutschen Tennisverbandes. Er holte sich so manche Trophäe, denn viele Jahre hatte er bei uns den Schläger geschwungen und gehörte zu den Besten. Zu seinen Ehren gab es nach seinem Tode auf unseren Plätzen die Walther Rosenthal Gedenkspiele. Es war ein international ausgeschriebenes Turnier mit Preisgeldern, und überragende Spieler kamen aus ganz Europa.

Ein Meilenstein in unserer Tennisgeschichte ist die Verwirklichung eines Traumes des damaligen Vorsitzenden Dr. Heinz Taube in den achtziger Jahren. Es war der Traum von einer festen Halle mit einem Platz, der es erlaubte, bei Wind und Wetter zu trainieren und zu spielen. Trotz vieler Widerstände konnte dieser Traum Wirklichkeit werden. Die Halle war ein Novum in der damaligen Berliner Tennislandschaft. Dennoch – man konnte es nicht ahnen – überholte die stürmische Mitgliederentwicklung dieses Ereignis und wieder gab es Trainingsnotstände. Auch die Erweiterung auf acht Plätze im Laufe der Dekaden konnte diese Not kaum lindern. Neue Träume wurden ernsthaft gesponnen und kreativ umgesetzt: Unter den Ägiden der Ersten Vorsitzenden Dr. Hans-Jürgen Ruppelt und Michael Mallau entstanden erst zwei, dann später drei mit einer aufblasbaren Tennishalle überdachte Plätze. Viele konnten ihr Glück nicht fassen, im Winter spielen und sogar Verbandsspiele austragen zu können. Auch für die Gastronomie war diese Entwicklung wichtig, jetzt kamen auch im Winter Gäste.

Und schon hatte unser Verein 1996 ein dreiviertel Jahrhundert mit vielen Höhen und Tiefen hinter sich gebracht.

Immer wieder erfreute sich unser Club auch hervorragender Trainer. Nur zwei seien aus unserer langen und spannenden Vereinsgeschichte erwähnt: Alfred Gerstel wurde unser langjähriger Trainer mit den besten Erfolgen. Der zweite Trainer Konny Kaun setzte sich viele Jahre mit großem Engagement für die Förderung der Nachwuchsspieler ein.

So gelang in den neunziger Jahren der Aufstieg der Ersten Herrenmannschaft in die Oberliga, dann in die Regionalliga unter der Führung von Guido Schiller und schließlich stiegen sie sogar in die Regionalliga Nordost auf. Aber nicht nur unsere Männer sind erfolgreich, auch unsere Ersten Damen spielen in der Ostliga.

Aus dem primitiven, sehr ärmlichen Vereinshäuschen mit dem legendären Astloch im Gebälk vor hundert Jahren ist ein modernes, nach allen Belangen wohl differenziertes Clubheim entstanden, in dem sich glücklicherweise nicht nur unsere Gastronomen seit vielen Jahren wohlfühlen, sondern auch unsere enorm angewachsene Mitgliederschaft, nebst unseren vielen Gästen.

Waren es in den Anfängen die Herren Barone, die Herren von Soundso oder die Präsidenten von der Industrie- und Handelskammer, die dem Clubleben ein gewisses Flair verliehen, so sind es heute bei uns etliche namhafte Familiendynastien, ehrgeizige Spieler, die mit Leib und Seele dabei sind und engagierte Zuschauer, die dem Vereinsleben den Geist einer Verbundenheit und einer ansteckenden Begeisterung verleihen, die hoffentlich noch lange Bestand haben werden.